Nach der erfolgreichen szenischen Lesung „Ich habe daher das Verfahren eingestellt“, die am 9. Februar via Zoom mehr als 200 Zuschauer:innen in den digitalen Theatersaal auf der eigenen Couch lockte, bietet die Bremer Shakespeare Company im Februar und März gleich vier weitere Lesung an:
„Nationalität: Schwarzer Afrikaner“ – Leben und Überleben von Johannes Kohl in Bremen (1924–1973)
Am Beispiel von Johannes Kohl (1892–1973) wird der Umgang deutscher Behörden mit Schwarzen Menschen in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus gezeigt. Kohl kam wahrscheinlich 1904 aus Lomé nach Deutschland. Sein Versuch, den „Zustand der Staatenlosigkeit“ zu beenden und eingebürgert zu werden, und sein Kampf um das Sorgerecht für seinen Sohn stehen im Mittelpunkt der Lesung.
Mittwoch, 24. Februar 2021, 19.30 Uhr
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Keine Zuflucht. Nirgends.
Auf der Suche nach einem sicheren Hafen kreuzen Schiffe mit Geflüchteten an Bord über Flüsse und Meere. 32 Staaten beraten zehn Tage lang über die Aufnahme von Verfolgten – doch sie handeln nicht, am Ende gibt es nur Lippenbekenntnisse. Kein Staat will ihnen Zuflucht gewähren.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 nahm die Verfolgung von Jüdinnen und Juden im Deutschen Reich immer mehr zu. Für viele war der einzige Ausweg die Flucht. Doch wohin?
US-Präsident Franklin D. Roosevelt lud zu einer internationalen Konferenz ein, die im Juli 1938 in Evian am Genfer See stattfand. Es wurde debattiert, diniert und um Einwanderungsquoten gefeilscht. Am Ende erklärte sich kein Staat bereit, seine Grenzen für die Verfolgten zu öffnen. Durch die Novemberpogrome verschärfte sich ihre Lage dramatisch.
Im Mai 1939 legte die St. Louis in Hamburg mit 937 Kindern, Frauen und Männern an Bord Richtung Kuba ab. Den Hafen von Havanna in Sichtweite wurde der St. Louis die Einfahrt verweigert. Auch die USA und Kanada lehnten die Aufnahme ab. Nach tagelangen Verhandlungen musste das Schiff beidrehen und zurück nach Europa fahren – einem ungewissen Schicksal entgegen.
Mittwoch, 3. März 2021, 19.30 Uhr
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„Ich will Dir so ein bisschen die Wahrheit schreiben.“ – Aus den Briefen des Bremer Kaufmanns und Bataillonsfotografen Hermann Gieschen (1902–1951)
„Weißt Du, ich will Dir so ein bisschen die Wahrheit schreiben, wie es ist“ – diese Zeilen schreibt der Bremer Kaufmann und Bataillonsfotograf Hermann Gieschen (1902-1951) aus Litauen Anfang Juli 1941 an seine Frau. Er erlebe so „allerhand Seltenheiten“ und sei gestern mit einem Exekutionskommando in einen Nachbarort gefahren. Die Briefe eines Familienvaters dokumentieren den Alltag und die verbrecherischen Aktionen des Bremer Polizeibataillons 105 in der Sowjetunion (ab Juli 1942 in den Niederlanden).
Mittwoch, 10. März 2021, 19.30 Uhr
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„Ich habe daher das Verfahren eingestellt.“ – Die Ermittlungen gegen den Lagerkommandanten Walhorn 1961/62
Anfang Juli 1961 fragt A.A.C. Roodvoets aus Leeuwarden beim Justizminister der BRD Fritz Schäffer (CSU) an, ob Lagerkommandant Walhorn für die Ermordung seines Bruders Theo Roodvoets und Tjark Kremers im Arbeitserziehungslager Bremen Farge bestraft worden sei. Genau ein Jahr später, Juli 1962, antwortet der erste Staatsanwalt Dr. Höffler, der 1939/40 am Sondergericht Rzeszów in Polen tätig gewesen war, er habe die Ermittlungen eingestellt, da Walhorn für den Tod der beiden Häftlinge nicht verantwortlich sei.
Mittwoch, 17. März 2021, 19.30 Uhr
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