„Im Lager hat man auch mich zum Verbrecher gemacht“ – Margarete Ries: Vom ‚asozialen’ Häftling zum Kapo in Auschwitz – dieses Projekt haben wir seit 2012 immer wieder auf die Bühne gebracht. Insbesondere das Spannungsfeld zwischen Täter- und Opfersein im Nationalsozialismus hat viele unserer ZuschauerInnen interessiert und nachdenklich gemacht. Auch viele Schulklassen haben die Gelegenheit genutzt, um sich auf diese Weise mit einem Kapitel der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen. Eine rund zweistündige Lesung ist für SchülerInnen jedoch eine besondere Herausforderung, da ihnen häufig noch Hintergrundinformationen fehlen und ihnen das Format besondere Aufmerksamkeit und Konzentration abverlangen. Dennoch ist es uns besonders wichtig, dass unsere Projekte sich nicht nur an ein historisch gebildetes Publikum richten. Aus diesem Grund haben wir uns die Frage gestellt: Wie können wir die historischen Quellen im Fall Ries mit Mitteln der Geschichtswissenschaft und des Theaters explizit für SchülerInnen aufarbeiten?
Bei der Beantwortung dieser Frage werden wir nun von der Stiftung EVZ (Erinnerung, Verantwortung, Zukunft) unterstützt. Der Antrag der bremer shakespeare company (bsc), die Lesung für Jugendliche zu bearbeiten und an Jugendliche zu vermitteln, gehört zu den zehn von der Stiftung EVZ geförderten Projekten im Rahmen der Ausschreibung „Theaterprojekte mit Zeugnissen von Opfern des Nationalsozialimus“ gehört. Wir freuen uns sehr!
Peter Lüchinger (bsc) entwickelt verschiedene Kurzfassungen der Lesung für die Aufführungen an Schulen und theaterpädagogische Workshops zu den Themen der Lesung. Eva Schöck-Quinteros und Anna Mamzer entwickeln Workshops, in denen die Jugendlichen sich unter unserer Anleitung anhand der Quellen intensiv mit Themen der Lesung (z.B. Entnazifizierung, Hierarchie in KZs, marginalisierte Häftlingsgruppen am Beispiel der „Asozialen“, Opfer-Täterproblematik am Beispiel der Funktionshäftlinge usw.) auseinandersetzen.
Nun wird auch die DVD zur szenischen Lesung erscheinen: Die Arbeit an einer Doppel-DVD mit Langfassung, Kurzfassung und zwei Trailern ist bereits abgeschlossen. Wir bedanken uns besonders bei dem Kameramann Henry Fried, der die verschiedenen Fassungen aufgezeichnet und geschnitten hat. Bald soll darüber hinaus eine DVD für LehrerInnen mit Begleitmaterialien zu den Themen der Lesung erscheinen.
Die Einladung der Bremischen Vertretung bei der EU in Brüssel, die Lesung vor geladenen Gästen zu zeigen, verbinden wir in diesem Jahr mit Lesungen und Workhops in der EuropaSchule Laeken und der Internationalen deutschen Schule Brüssel. (4.-5. Mai) Weitere Lesungen und Workshops werden in Kooperation mit dem Gymnasium Horn, dem Gymnasium am Markt in Achim, dem LidiceHaus, dem Landesinstitut für Schule (LIS), der Gedenkstätte Bernburg und dem Alliiertenmuseum Berlin stattfinden. Darüber hinaus wird derzeit Unterrichts- und Quellenmaterial allgemein zum Thema Entnazifizierung in Bremen konzipiert. Als Grundlage dafür dienen die Entnazifizierungsakten aus dem Bremer Staatsarchiv, die das Projekt bereits 2011 auf der Bühne zum Sprechen gebracht hat.
Weitere Informationen finden Sie auf der Seite der Stiftung EVZ: http://www.stiftung-evz.de/handlungsfelder/auseinandersetzung-mit-der-geschichte/bildungsarbeit-mit-zeugnissen.html