Der Flüchtlingsbewegung aus Osteuropa nach dem Ersten Weltkrieg begegneten weite Teile der deutschen Politik und Gesellschaft ablehnend – auch in Hamburg. Forderungen nach Schließung der Grenzen, nach Abschiebung von Flüchtlingen oder Einrichtung von Internierungslagern wurden immer lauter, das Reden über „Ausländerflut“ und „Überfremdung“ war weit verbreitet. Wer war „nützlich“ und durfte bleiben, wer war „lästig“ und musste gehen? Diese Zuschreibungen entschieden über die Zukunft der „lästigen Ausländer“.
Im Mittelpunkt der Recherchen von Studierenden der Universität Hamburg im Staatsarchiv Hamburg standen: die antisemitische Propaganda des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes gegen jüdische Migranten, Ausweisung und Abschiebung „lästiger Ausländer“, die Biographien abgeschobener Menschen, die in den Akten wenig Spuren hinterlassen haben und der Überfall auf den Schauspieler Alexander Moissi, der Anlass einer langen Debatte in der Bürgerschaft über Antisemitismus und „lästige Ausländer“ wurde.
Der Begleitband zur Lesung enthält neben Beiträgen der Studierenden Dokumente aus den Akten und Zeitungsartikel. Diese Quellen waren die Grundlage der szenischen Lesung „Geflüchtet, unerwünscht, abgeschoben – „Lästige Ausländer“ in Hamburg (1919–1933)“ mit der bremer shakespeare company, die am 11. Oktober 2016 im Hamburger Polittbüro uraufgeführt wurde.
Myriam Gröpl, Anna Mamzer, Eva Schöck-Quinteros (Hg.): Geflüchtet, unerwünscht, abgeschoben. „Lästige Ausländer“ in Hamburg 1919-1933, Bremen 2016 (Aus den Akten auf die Bühne, Bd. 11).